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bedeutendste Fluß der Provinz; sie durchzieht aber nur auf eine kurze
Strecke den nordöstlichen Theil in der Richtung von Süden nach Norden.
Folgende Nebenflüsse des Rheines haben ihre Quelle in der Pro-
vinz: die Lahn, die Sieg, die Ruhr und die Lippe. Außerdem
entspringt noch in der Provinz die Ems, welche den nördlichen Theil
des Regierungsbezirks Münster von Südosten nach Nordwesten durchfließt.
Wegen des felsigen Bodens in den Gebirgsgegenden und
wegen des vielen Sandes, der Heiden und Moräste in den Ebenen
ist die Fruchtbarkeit Westphalens sehr verschieden. Aber wenn auch
nicht überall so sehr fruchtbares Kornfeld angetroffen wird, wie in
der Gegend von Münster und Paderborn, am Hellweg und in der
soester (spr. sohster) Börde, so fehlt es im Ganzen doch nicht an
den gewöhnlichen Erzeugnissen des Ackerbaues, und die fleißigen und
genügsamen Bewohner Westphalens befinden sich bei ihrem schwarzen
Brod, Pumpernickel genannt, gesund und zufrieden. In der Gegend
von Bielefeld wird viel Flachs gezogen und verarbeitet, und biele-
felder Leinwand ist weit und breit bekannt und beliebt. In andern
Gegenden lebt der Landmann mehr von der Viehzucht, und von dm
zahlreich gezogenen Schweinen kommen die berühmten westphälischen
Schinken. Der südliche Theil der Provinz ist der Distrikt der
Fabriken, besonders in Metallwaaren. Da giebt es Thäler, in
denen sich Eisenhämmer, Schleifmühlen und andere derartige Ge-
bäude Meilen lang hinziehen. Denn das Mineralreich liefert Eisen,
Blei, Kupfer, Galmei, Kalk.und andere Steinarten, Stein-
kohlen in großer Menge, Torf und Salz. — Auch an mineralischen
Heilquellen — deren Wasser in gar vielen Krankheiten zum Trinken
und Baden benützt wird — fehlt es in Westphalen nicht. Die Bäder
zu Driburg und Lippspring waren schon in frühern Zeiten bekannt.
In der neuern Zeit aber ist das Bad Oeynhausen bei Rehme im
Regierungsbezirk Minden berühmt geworden. Bemerkenswerth sind die
Bohrversuche, welche hier angestellt worden find, um Steinsalz
aufzufinden. Bis zu einer Tiefe von 694™ ist man mit dem
Erdbohrer in die Erde eingedrungen. Steinsalz hat man zwar
nicht gefunden, aber die Mühe ist doch nicht unbelohnt geblieben; denn
aus dem Bohrloch sprudell eine warme Salzquelle hervor, deren
Heilkraft die Veranlassung wurde, dort im Jahre 1845 eine Bade-
anstalt zu errichten, welche immer mehr von Kranken besucht wird. —
In der Nähe des Bades Oeynhausen liegt die Saline Neusalz-
werk. Das bedeutendste Salzwerk Westphalens aber ist die Saline
Königsborn bei Unna; sie lieferte im Jahre 1854 über 6000 Lasten
Salz (1 Last sind 4000 Pfd.).
Münster, mit 25,000 Einwohnern — die größte Stadt West-
phalens — ist die Hauptstadt der Verwaltung, der Sitz des
Oberpräsidenten, eines katholischen Bischofs und eines evange-
lischen Konsistoriums. Zu den vielen Merkwürdigkeiten dieser Stadt
gehört der Saal auf dem Rathhause, worin im Jahre 1648 der jam-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
16
12 Die Provinz Hessen-Nassau.
Die Provinz Hessen-Nassau, welche von der Fulda, Eder
und Lahn durchströmt wird, besteht aus dem ehemaligen Kurfür-
stenthum Hessen, dem ehemaligen Herzogthum Nassau, dem
Bezirke der frühern freien Reichsstadt Frankfurt, der früheren
Landgrafschaft Hessen-Homburg, und den ehemals bayerischen Be-
zirken Orb und Gersfeld. Sie dehnt sich südlich bis an den
Main, westlich bis an den Rhein und nördlich bis an die Provinz
Westphalen aus. Die Provinz Hessen-Nassau ist in die beiden Re-
gierungsbezirke Kassel und Wiesbaden eingetheilt und enthalt einen
Flächenraum von 285 Quadratmeilen, mit 1,400,000 Bewohnern.
Im Norden ist nur ein kleiner Theil der Provinz so eben und frucht-
bar wie das Fuldathal bei Kassel. Große Strecken sind waldig
und zum einträglichen Ackerbau nicht geeignet. Die Bewohner sind
arbeitsame und kräftige Leute. Viele wandern während der Ernte in
fruchtbarere Gegenden, um dort als Tagelöhner zu helfen, besonders
die Bewohner der Gegend von Fulda. Der südliche Theil der
Provinz ist sehr fruchtbar. Zwar ist derselbe gebirgig: Taunus
und Westerwald durchziehen ihn; allein mit geringen Ausnahmen
sind diese Gebirge nicht so rauh, daß nicht fruchtbare Thäler und
warme Abhänge dazwischen Platz fänden. Deshalb bringt das Land
nicht nur genug Getreide und Obst hervor, sondern auch die
edelsten Weine, zumal im Rheingau, welcher durch das Gebirge
gegen Nord- und Ostwinde geschützt ist. Ein wärmeres Thal aber
als das, worin Wiesbaden liegt, dürfte schwerlich in Deutschland
zu finden sein. Dies rührt zum Theil von den heißen Quellen
her, welche hier aus der Erde sprudeln und zu heilsamen Bädern
benutzt werden. Doch ist Wiesbaden bei weitem nicht der einzige Ort
in der Provinz, wo mineralisches Wasser aus der Erde quillt,
wenn gleich die anderen Quellen sich weniger durch ihre Hitze, als
durch andere Eigenschaften auszeichnen. Das Bad zu Ems an der Lahn
wird von Brustleidenden stark besucht. Gegen andere Übel dienen die
Quellen zu Homburg, Soden, Schwalbach und Schlangenbad.
Allein den größesten Ruf hat eine Quelle, deren Wasser nicht an Ort
und Stelle getrunken zu werden pstegt, sondern in Krügen in und aus
Deutschland hinaus weithin verschickt wird, dies ist der Brunnen zu
Selters. — Die Bergwerke in Hessen-Nassau liefern Silber,
Blei, Eisen, Kupfer und viele andere Mineralien.
Die Hauptstadt der Provinz, der Sitz des Ob erpräsidenten, ist
Kassel, mit 46,000 Einwohnern. Ihre Lage an der schiffbaren Fulda,
nicht weit von deren Zusammenfluß mit der Werra, sowie die viel-
fachen Eisenbahnverbindungen haben sie zu einem bedeutenden Verkehrs-
platze gemacht. Kassel wird von vielen Fremden besucht, um die
schönen Anlagen zu Wilhelmshöhe, nahe bei der Stadt, die dortigen
Wasserkünste und die riesige Bildsäule des Herkules zu beschauen.
Wiesbaden, am südlichen Fuße des Taunus, in einer an Natur-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Extrahierte Ortsnamen: Fulda Kurfür-
stenthum_Hessen Main Rhein Kassel Wiesbaden Kassel Fulda Westerwald Rheingau Wiesbaden Deutschland Wiesbaden Homburg Schwalbach Schlangenbad Deutschland Selters Hessen-Nassau Kassel Fulda Wiesbaden Taunus
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ander stehender Pfeifen und ein Bergschloß mit mehreren kleinen
Thürmen. In der dritten Höhll befindet sich ein Taufstein mit
drei darumstehenden Marmorklötzen, denen man die Ehre erwiesen hat,
sie Pathen oder Taufzeugen zu nennen, ein Zuckerhut, ein Todten-
kopf, eine Hand, ein versteinertes Herz, die Eingeweide eines Thie-
res und ein Kinderkopf; in der vierten außer anderen Gegenständen
eine starke, über 2^ hohe, inwendig hohle Säule, die mit einem Stocke
geschlagen, dumpfe, schauerliche Töne, wie Grabgeläute erklingen läßt.
In der fünften Höhle erhebt sich auf 4 Pfeilern der Ölberg; nicht
weit davon ist eine Stadt, eine Kanzel, ein Positiv (kleine Orgel),
eine Eule, zwei kleine Thürme und ein Kirchenthor. Die sechste
Höhle liegt sehr tief, bietet aber sonst keine Merkwürdigkeiten dar.
Um den Eindruck zu erhöhen und alles auf einmal besser übersehen
zu können, ließ der Vater drei dieser Höhlen durch eine eigenthümliche
Mischung von Kalk, Phosphor u. dgl. erleuchten, was in der einen
beim allmählichen Verlöschen wiederholt die Erscheinung darbot, als würde
die Luft von Blitzen durchzuckt.
Nachdem wir so eine gute Stunde im Innern der Erde umher-
geklettert und des Wunderbaren in so großer Menge angestaunt hatten,
waren wir wieder zur ersten Höhle zurückgekommen, in der uns einer der
Führer zum Schluß aus dem hier befindlichen, nie versiegenden kleinen
Brunnen ein Glas frisches Trinkwasser reichte, von dem ich jedoch aus
Furcht, meinen Magen zu versteinern, nicht viel genoß; mein Vater
löschte jedoch seinen Durst ganz vollständig, und wie ich sehe, hat es
ihm nichts geschadet.
Außerdem zeigte man uns hier auch noch einige Überreste, d. h.
Knochen von vorweltlichen Thieren, die, nach des Vaters Meinung,
wohl dem Höhlenbären angehören mögen.
Zuweilen nimmt man Musiker mit in die Höhle und läßt ein
Concert darin aufführen; ja vor zwei Tagen hatte sogar eine Gesell-
schaft darin getanzt. Das vermöchte ich nicht! In mir wollte das
Gefühl der Bewunderung keinem andern Platz machen, am wenigsten
einem solchen, welches Tanzende haben. Alles, was man sieht, erinnert
hier an Gottes Macht und Größe und stimmt zur Andacht.
Einen eigenthümlichen Eindruck macht es, wenn man aus diesen
dunkelen Gewölben auf einmal wieder in die Tageshelle tritt: man
wird fast geblendet, fühlt sich aber wieder recht leicht und froh ums
Herz und erinnert sich dabei unwillkürlich des unglücklichen Entdeckers
der Höhle, des Bergmanns Vaumann. Er bahnte sich, getrieben
von Neugier und Verlangen nach Erzen, mit unsäglicher Mühe und
Beschwerden einen Weg durch den schon bezeichneten engen Eingang
und gelangte so glücklich in die ersten Abtheilungen der Höhle. Beim
weitern Vordringen erlosch ihm aber plötzlich sein Grubenlicht, und er
tappte nun, umgeben von der dichtesten Finsterniß, in diesen furchtbaren
Schlünden umher, vergeblich den Ausgang suchend. Sein Angstruf
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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fried war dazu bereit, richtete aber mit seiner ungeheuren Stärke so
viel Unheil an, daß ihn der Meister gern wieder los gewesen wäre.
Bald zerschlug der starke Knabe nämlich den Hammer, womit er
schmieden sollte, bald mißhandelte er die Gesellen, wenn ihn diese als
einen Lehrling necken wollten. Zuletzt sagte der Meister, um den
wilden Burschen zu verderben: „Nun so schmiede dir denn ein Schwert,
und M.che die Probe damit an dem Lind wurme dort im Walde."
Siegfried war froh und schmiedete, daß das Haus erdröhnte, und
daß die Gesellen vor Furcht fortliefen. Als das Schwert vollendet
war, sprang er hoch vor Freude und ließ sich von dem Meister den
Aufenthalt des Ungeheuers zeigen; aber mitgehen wollte niemand.
Bald traf der junge Held auch wirklich auf eine Quelle*), woraus
er seinen Durst zu löschen gedachte, die aber von dem Lindwurm
schon besetzt war. Der Kampf dauerte nicht lange; bald lag der
Kopf des Wurmes vor Siegfrieds Füßen, und das Blut rann in die
Quelle hinab. Da bekam Siegfried Lust, sich in diesem Blute zu
baden und siehe, von dem Bade wurde seine Haut so fest wie Horn.
Kein Pfeil, kein Schwert konnte eindringen, ein einziges Plätzchen
zwischen den Schultern ausgenommen, worauf beim Baden ein Linden-
blatt gefallen war. Dort blieb er verwundbar, und dort wurde er
später auch wirklich zum Tode getroffen.
Siegfried kam nämlich später nach Worms, um den dortigen
König, seinen Schwager, zu besuchen. Die Königin zu Worms war
aber neidisch auf ihre Schwägerin, die den starken Siegfried zum
Manne hatte, und dadurch reich an Ehren und Schätzen war. Des-
halb reizte sie einen ihrer Ritter, Namens Hagen, an, Siegfried
meuchelmörderisch umzubringen. Weil dieser aber den Fleck nicht
wußte, wo man den Helden verwunden konnte, so ging er zu dessen
Gemahlin und spiegelte ihr vor, er wolle den Helden im Kriege be-
schützen. „Sagt mir nur," sprach er, „wo Siegfrieds Haut nicht
hörnern ist, dann will ich beständig Acht geben, daß ihn dort keine
Lanze und kein Pfeil treffen kann." Die zärtliche Frau ließ sich be-
thören, entdeckte ihm das Geheimniß und nähte sogar ein rothes
Kreuzchen über das Plätzchen in Siegfrieds Kleid. Nun wurde eine
große Bären- und Eberjagd im Walde zwischen Worms und der
Bergstraße gehalten, und als Siegfried recht durstig sich nach einer
Quelle bückte, stieß ihm der Mörder eine Lanze an dem rothen Kreuz-
chen in den Rücken, und Siegfried wurde als Leiche nach Worms ge-
bracht. Sein Mörder und alle, die um die schändliche That
wußten, fanden aber später ihren Lohn. Andere Helden rächten Sieg-
fried's Tod.
') Der Sage nach seitwärts von Worms an der Bergstraße.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
124
Kern und aus einer Schale, die den Kern überzieht, um ihn zu schützen.
Außer der groben, äußern, härtern Schale, die den zarten Kern vor
allen Verletzungen behüten muß, liegt zwischen ihr und dem Kern noch
eine feine, dünne Haut, damit die feste Schale den Kern nicht drücken
möge. So hüllt eine liebende Mutter ihr zartes Kind in mehrere
Tücher ein, um es zu schonen, und legt die feinsten Tücher gern zu-
nächst um des Kindes Glieder. Welche Fürsorge des Schöpfers für
das Allerkleinste in seiner Natur! Wie manche Eltern haben für ihre
eigenen Kinder und deren Gesundheit nicht so viel Sorgfalt, e,ls Gott
für das Leben des lleinsten, oft kaum dem Auge sichtbaren Samenkorns
der gemeinsten Pflanze. Aber auch das Innere des Samenkörnleins
ist merkwürdig. Man entdeckt darin einen kleinen Punkt, der erhaben
ist. Man nennt ihn das Herzchen; es ist der Keim der künftigen
Pflanze, der erste Anfang zum Kornhalm oder zum Eichbaum. Selbst
also auch die mehligen Theile sind nur eine Hülle; sie dienen dem
jungen Keim als erste Nahrung, so lange er, nicht hervorgetrieben,
noch keine Wurzeln und Blätter gebildet hat, um Nahrung aus Luft
und Erde einzusaugen. Sie sind dem jungen Pflanzcnkinde gleichsam
die erste Muttermilch, durch welche es erhalten wird, bis es fähig ist,
stärkere Kost zu genießen. — Wenn nun im Frühjahre die Strahlen
der Sonne den aufgethauten Erdboden durchwärmen, regt sich der
wohlverwahrte Keim und schwillt von der Nahrung, daß die ihn um-
gebende Schale zerplatzt und er hervordringen kann. Die Kraft, welche
dieser schwache Keim hat, ist erstaunenswürdig, indem er den Kern an-
schwellt. Wenn man ein Gewicht von hundert und fünfzig Pfund auf
Erbsen legt, die man durch Anfeuchtung zum Keimen lockt, so wird
das Gewicht durch das Schwellen der Erbsen bewegt, und der Keim
dringt hervor! Woher diese außerordentliche Stärke? Wie kann solche
Kraft in einem so zarten Keime wohnen, den der Finger eines Kindes
zerstört? — Der scharfsinnigste Künstler auf Erden und der gewaltigste
der Fürsten, dessen Winken Millionen gehorchen, können sie ein einziges
Samenkorn machen? —
45, Die Pflanzen und das Licht.
Die Pflanze hat ein wesentliches Verhältniß zum Lichte.
Das Licht giebt den Pflanzen vorzugsweise die Mannigfaltigkeit und die
reine Ausbildung ihrer Farben und ihres Glanzes. Sie bekommen am
Licht erst Saft und ein kräftiges, selbstständiges Leben. Ohne Licht werden
sie wohl größer, aber bleiben geschmack-, färb- und geruchlos. Sie
kehren sich daher dem Lichte zu. Kartoffelpflanzen, die in einem Keller
ausschlagen, kriechen von entfernten Punkten, viele Meter weit, auf dem
Boden nach der Seite zu, wo ein Lichtloch ist, und ranken sich, als
ob sie dm Weg wüßten, an der Mauer hinauf, um die Öffnung zu
erreichen, wo sie des Lichtes genießen können. Die Sonnenblumen und
eine Menge anderer Blumen richten sich nach der Bewegung der Sonne
am Himmel und drehen sich nach ihr hin. Abends, wenn man von
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37. Der Flledersteauch.
Es giebt nicht viele Gewächse auf der Erde, die dem Menschen so
nützlich wären, als der Flieder, dessen grünes Blätterdach mit den
blaßgelben, reichblüthigen Trugdolden uns so oft in der Nähe der
Dörfer, hinter Mauern und Zäunen, entgegenschimmert. Die in der
Jugend grüne, im Alter graue und rissige Rinde, so wie die Blätter
gebraucht man zum Färben, das alte gelbe Holz benutzt der Drechsler
zu allerlei niedlichen Arbeiten,,, und ihr alle wißt, wie nette Knallbüchsen
sich aus den ausgehöhlten Ästen anfertigen lassen. Wird man von
Kopfweh geplagt, so thut ein Umschlag von frischen Blättern des Flie-
ders nicht selten die besten Dienste, und bei Erkältungen ist kaum etwas
besser geeignet, wohlthätigen Schweiß zu erzeugen, als der Genuß des
Fliederthee's oder des Fliedermußes, welches letztere man aus den
reifen schwarzen Beeren bereitet. Der Apotheker gebraucht außerdem
die Wurzel und die innere Rinde der jungen Zweige, und in Schwa-
den tauchen die Leute die ganze Blüthendolde in einen Mehlteig und
verspeisen sie als „Holderkuchle". Summa: es ist nichts am Flieder-
strauch, was nicht der Mensch benutzen könnte, und darum darf es uns
nicht wundern, daß den alten Wenden der Fliederstrauch heilig war.
Auch können wir wohl den Worten jenes narurkundigen Mannes Bei-
fall schenken, der da sagte: „Vor wvem Fueoerstrauche sollte man die
Mütze abnehmen"'
38. Lob der Schönsten.
O Rose, öffne deinen Kelch Vollständig ist kein Blumenstrauß,
Damit wir Wunder seh'n! Bist du nickt auch oabei,
Mit Wohlgeruch bist du erfüllt, Und stnd's dre chönsten Blumen auch
Und dabei auch so schön. Von Farben allerlei
Du, Rose, prangst vor allen holo
In deiner Schwestern Zahl;
Dir gleichet nicht der stolze Mohn,
Das Veilchen nicht im Thal.
Doch hast du auch der Dornen viel,
Die schützen immer dich,
Und wenn ich einst dich pflücken will,
So stechen Dornen mich.
Iii. Kr
39. Die
Und weil du bist so hold und schön,
Sinkt alles vor dich hin
Und pflücket dich aus Lust und nennt
Dich Blumenkönigin.
Wie schön die Knospen um dich her,
Wie schön ein jedes Blatt!
O gütig, gütig muß der sein,
Der dich geschaffen hat.
(Rücksrt.)
a u t e r.
Blumen.
Unter allem, was der Frühling Schönes bringt, ist doch nichts so
schön, als seine Blumen.
Ich begreife nicht, wie man anders kann, als die Blumen lieben.
Wer nicht die Blumen liebt, muß noch nie eine Blume recht betrachtet
haben, oder es muß etwas in ihm sein, was ihn überhaupt der reinen
Liebe unfähig macht.
Welch ein unschuldiges, einfältiges, demüthiges, fröhliches Wesen in
den Blumen!
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
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ihre Wohnung auf, springen, singen und spielen mit einander nach Her-
zenslust. Auch fangen sie an, Grashalme, Stroh, Haar, Moos, Fe-
dern u. s. w. herbeizutragen, um ihren künftigen Jungen im Verbor-
genen ein warmes und weiches Bett zu bereiten. Darauf legt das
Weibchen Eier und brütet sie aus, während ihm das Männchen etwas
vorsingt. Sind die Jungen ausgekrochen, so hören die Alten ganz auf
zu singen, weil sie nun alle Zeit aus die Versorgung ihrer kleinen Nest-
hocker verwenden müssen. Wenn sie nun alle diese Arbeit treulich ge-
than haben, so steht ihnen noch eine schlimme Zeit bevor, nämlich die
Zeit, in der sie ihre alten Federn verlieren und neue bekommen oder
sich mausen. Während dieser Zeit sind sie kränklich, hören ganz auf
zu singen und verkriechen sich in die dickesten Gebüsche, bis ihnen ihr
neuer Federrock gewachsen ist.
17. Die Schwalbe.
Im Frühjahr, wenn das Eis und der Schnee weggeschmolzen sind,
warme Lebenslüste wehen und die Mücken tanzen und Fliegen summen:
dann kommen die Schwalben zu uns. Wo waren sie im Winter,
von wannen kommen sie? Aus Afrika, weit her, viele hundert Meilen
weit über ein großes Meer, über Berge und Thäler und weite Land-
strecken. Wer hat ihnen gesagt, haß bei uns wieder Frühlingsluft weht,
daß wieder Mücken und Fliegen in der Luft ihr Wesen treiben und zu
ihrer Speise bereit sind? Wer zeigt ihnen den Weg durch die Luft,
wo keine Straße abgesteckt, kein Wegweiser hingestellt ist? Und doch
verliert keines den Weg, jedes kommt wieder am rechten Orte an und
zu rechter Zeit. Diese Schwalbe, die vergangenes Jahr in deinem
Hausflur ihr Nest baute, kommt heuer wieder zu dem ihr wohlbekannten
- Hause, und ihre Söhne und Töchter bauen sich in der Nähe wiederum
ihr Nest, das sie das künftige Jahr wieder heimsuchen. Warum bauen
sie aber das Nest? Wissen sie denn vorher, daß sie Junge bekommen
werden? Sie bauen das Nest gerade so groß, wie es für die Eier
nöthig ist, die sie legen werden, nämlich so groß, daß 6 bis 8 Junge
darin Platz haben, ganz so, als ob ihnen jemand schon im Voraus
gesagt hätte, sie würden 6 bis 8 Eier legen. Das Weibchen macht
zuerst an dem Orte, wo das Nest angebracht werden soll, mit denk
Männchen gemeinschaftlich eine Uickerlage; alsdann setzt es sich auf diese
nieder, dreht den Kopf und die Füße nach allen Seiten hin und her,
mißt den Raum für sich und seine künftige Familie, drückt und knetet
die feuchte Erdmasse, welche das Männchen herbeischafft, fest zusammen
und giebt mit dem Schnabel und den Füßen, so wie durch öfteres
Herumdrehen des Körpers dem Neste diejenige Gestalt und Größe, die
seinen Bedürfnissen auf das Genaueste entsprechen. Sonst verstehen es
meist nur die Weibchen, das Nest zu bauen und einzurichten; bei den
Schwalben verstehen es aber auch die Männchen und helfen getreulich
mit formen, wenn Material genug da ist. Die Schwalben haben kei-
nen Verstand, wie du; sie können nicht denken, wie ein Mensch: und
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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allerdings nicht angenehm ist, aber doch auch nicht mehr schadet, als
wenn man in Brennnesseln greift. Aber mit den Froschessern möchte
ich allerdings nicht zu Gaste sein, weil ihnen öfters statt Froschschenkel
Krötenschenkel aufgetragen werden.
Bewundernswürdig ist das zähe Leben der Kröte. Sie erträgt
nicht nur harte Verwundungen, selbst Quetschungen ihres ganzen Kör-
pers, ohne zu sterben, sondern man will auch cingewachsene Kröten in
Bäumen und Steinblöcken noch lebend gefunden haben. Diese müßten
Jahrhunderte, ja vielleicht Jahrtausende lang in diesen engen Behältern
gesessen haben, ohne Nahrung und ohne Luft. Es ist schwer zu glau-
den, wird aber gleichwohl versichert; und erwiesen ist allerdings, daß
die Amphibien sehr lange ohne Nahrung existiren können und in einer
Art Erstarrung die Winterzeit hinbringen. Vielleicht also, daß es auch
eine Erstarrung auf Jahrhunderte giebt. Ein Leben ist freilich ein
solches Dasein in einern engen dunklen Kerker ohne Luft und Licht, ohne
Bewegung und Nahrung nicht zu nennen. Da ist der Schmetterling
mit seinem Leben von wenigen Wochen glücklicher zu preisen.
24. Die Eidechsen.
Daß viele Menschen sich vor den Schlangen fürchten, davon
springen, oder sie des Lebens berauben, das ist noch wohl begreiflich,
weil man sie für gefährlich hält und im zweifelhaften Fall lieber eine
ungiftige todtschlägt, als von einer giftigen sich beißen läßt. Aber
warum sind viele Leute sogar den Eidechsen feind, diesen unschuldigen
Thieren, die niemanden beleidigen, niemanden schaden, vielmehr dem
Landmanne nützlich werden, indem sie von allerlei kleinen Insekten oder
sogenanntem Ungeziefer sich nähren? Höchstens können sie euch ein wenig
erschrecken, wenn ihr so in euren stillen Gedanken dahinwandelt und auf
einmal etwas im Laube rauscht. Aber wer ein gutes Gewissen hat,
muß sich gewöhnen, nicht vor allem zu erschrecken. Wer ein böses Ge-
wissen hat, dem ist freilich in diesem Punkt übel rathen. „Der Wind
im Wald, das Laub am Baum saus't ihm Entsetzen zu."
Nun, alle Leute sind so furchtsam freilich auch nicht, und im Früh-
jahr, wenn man wieder ins Feld und ins Grüne geht, und überall in
der mannigfaltigsten Gestalt das frohe Leben hervorwimmelt und laut
wird, bleibt auch wohl ein verständiger Mann einen Augenblick vor
einer Eidechse stehen, betrachtet ihr grünes Gewand, wenn es schöner
als Smaragd an der Sonne schimmert, bewundert ihre unnachahmliche
Geschwindigkeit und sieht mit Vergnügen ihren unschuldigen Spielen zu.
Dann geht er mit guten Gedanken seines Weges weiter, riecht an seinem
Frühlingsstrauß und kann sich nicht genug ergötzen an den blühenden
Bäumen und farbigen Wiesen umher.
Gott sorgt auch für diese Thiere. Sie haben nicht genug Wärme
in sich, um den Winter über dem Boden auszuhalten; auch würde es
ihnen an Nahrung und Gebüsch zum verborgenen Aufenthalt fehlen. Sie
verkriechen sich daher und bringen den Winter im Schlafe zu. Ohne
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
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aber ins Waffer, so leben sie wieder auf und breiten sich aus. Unter
den Moosgewächsen herrscht eine große Mannigfaltigkeit, alle aber haben
einen scharfen und bittern Geschmacks einige auch einen angenehmen Ge-
ruch. — Nützlich sind uns die Moose dadurch, daß man sie zum Pol-
stern benutzen, Löcher und Spalten in Schiffen damit verstopfen und
allerlei Waaren und Gewächse weich damit verpackt versenden kann. In
den Wäldern findet man die Bäume besonders von der nordwest-
lichen Seite mit Moos bewachsen, weil die Moospflanzen hier schattig,
kühl und feucht stehen; man kann sich daher im Walde durch dieses
Merkmal einigermaßen zurecht finden. Wenn die Moose einen Baum
zu sehr einnehmen, so verursachen sie die Fäulniß der Baumrinde und
führen nach und nach, gleich einer Krankheit, den Tod des Stammes
herbei. An den Obstbäumen sind sie noch dadurch verderblich, daß sie
einer Menge schädlicher Insekten zum Aufenthalt dienen. Man reinigt
darum die Bäume öfters durch Waschen mit Lauge und Kochsalz, oder
durch Anstreichen mit Kalkmilch, oder am besten durch Abbürsten des
Mooses.
7*. Das Moos.
Zu Füßen dir das nied're Moos, Vernehmlich ist mir, wie es spricht:
Zufrieden ists mit seinem Loos Und rag' ich auch gen Himmel nicht,
Und wünschet nicht: o wär' ich groß! Mich findet doch das Sonnenlicht.
la. Schults.)
Vi. S ch w ä m m e und Pilze.
73. Die Schwämme.
Die Schwämme sind sehr unvollkommene Gewächse, an welchen
man nicht, wie an anderen, Wurzel, Stamm, Zweige, Blätter, Blüthen
und Früchte unterscheidet. Sie erzeugen sich von selbst aus Keimen,
die meistens in faulenden oder modernden Stoffen ausgehen und wieder
das Vermodern, z. B. des Holzes befördern. Manche stehen auf einem
Strunk, über welchem sich ein flacher oder kegelförmiger Hut ausbreitet,
manche sitzen unmittelbar auf einem festen Boden ohne allen Stiel,
theilen sich aber in Blätter von verschiedener Gestalt. Die meisten sind
fleischig und zerbrechen bei dem geringsten Stoße fast wie mürbes Obst,
einige dagegen sind zähe, wie z. B. der Zunderschwamm, woraus
mittels einer Beize die weichen Lappen des Zunders verfertigt werden.
Mancher gebraucht den Ausdruck Schwamm für solchen Zunder, ohne
zu wissen, woher er rührt, und ohne jemals den Schwamm selbst an
den dicken Stämmen der Eichen und Buchen gesehen zu haben. Dieser
Zunderschwamm ist wenigstens ein nützliches Gewächs, ob man das näm-
liche aber von den übrigen Schwämmen behaupten soll, ist zweifelhaft.
Denn obgleich eine bedeutende Zahl der letzteren für eßbar gilt, so
geben sie doch eine schwer verdauliche Speise, und die giftigen unter
ihnen sind, den Fliegenpilz etwa ausgenommen, von den nicht giftigen
Arten schwer zu unterscheiden.
Man nennt die Schwämme auch wohl Pilze. Dieser Ausdruck
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nachlässigung nicht selten tödtlich. Besonders sind solche Leute, welche
Reisig, Beeren rc. suchen, ihrem Bisse in Finger und Füße ausgesetzt.
Denn durch das Leder der Schuhe dringt er nicht leicht. Ist man
gebissen worden, so muß man die Wunde vorsichtig aussaugen oder
ausschneiden, mit Milch, Lauge oder Urin waschen, das gebissene Glied
unterbinden, auch kann man brennenden Schwamm oder eine glühende
Kohle darauf legen. Auf jeden Fall aber muß man so schnell als
möglich Hülfe bei einem Arzte suchen. Größere Thiere, wie Pferde,
Rinder rc. sterben selten an einem solchen Biß, sondern schwellen nur
an und kränkeln eine Zeit lang. Mäuse dagegen sterben fast augen-
blicklich. Die Kreuzotter ist furchtsam und beißt nicht ungereizt. Aber man
weiß freilich immer nicht, worüber einem solchen Thiere die Galle überläuft.
Man kann sie leicht fangen, wenn man mit den: Stiefel auf ihren Hals
tritt oder sie mit einem Gabclstocke an die Erde drückt und sie dann am
Schwänze in die Höhe hebt. Natürlich ist hierbei immer Vorsicht nöthig.
Jin Winter verkriecht sie sich in Baumhöhlen, Steinhaufen, in
Maulwurfslöcher und hält da einen Winterschlaf. Wegen der Vertil-
gung der Mäuse ist sie nützlich, doch wird man lieber andere weniger
gefährliche Mäusevertilger haben. In der That braucht aber der Mensch
sich nicht gar sehr um die Verminderung der Kreuzotter zu bemühen,
wenn er nur die Feinde derselben gewähren läßt: den Bussard, den
Storch, den Igel, selbst das Schwein. Von allen diesen wird die
sonst gefürchtete Schlange ohne Nachtheil gefressen.
27. Der Aal und dr'e Schlange
„Betrachte mich einmal,"
Sprach eine Schlange zu dem Aal;
„Bin ich nicht wunderschön?
Hast du wohl eine Haut so schön gefleckt gesehn?
Du bist zwar glatt, doch ich bin glatt und schön."
„So," fragt der Aal, „bin ich nicht schön, wie du?
Bin ich nur glatt? Wie geht's denn zu,
Frau Nachbarin,
Daß ich so wohl gelitten bin,
Da jedermann vor deiner Schönheit graut
Und, wenn er deine bunte Haut
Im Grase sieht,
Erschrickt und flieht?"
Die wunderschöne Schlange spricht:
„Man flieht! Warum? Das weiß ich nicht!"
„Ich aber weiß es," spricht der Aal;
„Auch wissen es die Leute alle:
Auswendig glänzest du; inwendig bist du Gift und Galle."
Iv. Fische.
28. Das Fifchlein
(Gleim.)
Ein klares Bächlein fließet
Durchs grüne Wiesenthal,
Darinnen schwimmen lustig
Die Fischlein allzumal.
Sie schwimmen auf und nieder
Und sind so frank und frei,
uuiu puu fiuut Uhu fiel,
Die lieben Silberfifchlein,
Rasch gleiten sie vorbetl
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